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Forschung bedeutet per Definition, Neuland zu betreten. In vielen Fällen lassen sich bereits bestehende Kodiersysteme nur schwer auf eine Vielzahl von "neuen" Situationen anwenden.
Wenn Sie mit einem existierenden System kodieren möchten wie z.B. FACS, MARTEMEO, IKD oder MI (Motivational Interviewing), finden Sie die passenden Code-Definitionen bereits vorinstalliert oder Sie können diese beim Support anfragen.
Die meisten Projekte benötigen jedoch ihre eigenen, ganz speziellen Kodiersysteme. Wir wollen versuchen, trotzdem einen generell gültigen Leitfaden für Kodiersysteme zu erstellen:
oEin Verhaltenscode sollte nur eine einzelne, spezifische Information enthalten.
oBegrenzen Sie Ihre Liste mit Codes - bei mehr als 15-20 Codes untereinander steigt die Fehlerquote. Obwohl die Anzahl möglicher Codes in INTERACT unbegrenzt ist, ist es schier unmöglich, sich in einem Durchgang gleichzeitig auf so viele verschiedene Verhalten zu konzentrieren.
oKodieren Sie im ersten Durchlauf zuerst einfach zu identifizierende Verhalten, wie z.B. die physische Position eines Teilnehmers oder den Abschnitt eines Tests, bevor Sie kompliziertere Verhaltensweisen, die schwerer zu identifizieren sind, kodieren.
oVerhalten, das nicht zeitgleich genau beobachtet werden kann, sollte in mehreren Durchläufen kodiert werden (mehrere Durchgänge durch das Video).
oVersuchen Sie so oft wie möglich, sich gegenseitig ausschließende Codes zu verwenden. Das vereinfacht den Kodiervorgang.
oEs ist möglich, für jede Code-Definitionsdatei mehrere 'Pakete' mit sich gegenseitig ausschließenden Codes zu definieren.
oWir empfehlen, nur die Codes, die auch in einem Durchgang beobachtet werden können, in einer Code-Definitionsdatei zu speichern (weniger Auswahl = weniger Fehler).
oSie können für jeden Kodiervorgang eine andere Code-Definitionsdatei verwenden.
oEreignisse aus unterschiedlichen Kodiervorgängen können im gleichen Dokument und sogar im gleichen DatenSet erfasst werden, selbst wenn dafür unterschiedliche Code-Definitionsdateien verwendet wurden!
oMulti-Level-Kodiersysteme: Nur Codes auf dem ersten Level können Ereignisse erstellen.
oSub-Level-Codes können nur zur weiteren Spezifikation von bereits erfasstem Verhalten verwendet werden.
oUnterschiedliche Top-Level-Codedefinitionen können sich die gleichen Sub-Level-Code-Definitionsdateien teilen.
oAlle Codes, die gleichzeitig einem Ereignis zugewiesen werden können, benötigen eine separate Klasse.
oJedes nur teilweise überlappende Verhalten braucht ein separates Ereignis.
oSich gegenseitig ausschließende Codes funktionieren nur im Kodiermodus Standard (ad-hoc).
oCodes mit und ohne Dauer können Sie nur in den Top-Level-Code-Definitionen mischen.
oVerknüpfte Sub-Level-Code-Definitionen werden bei Bedarf automatisch geöffnet, wenn der Kodiermodus Lexikalisch aktiv ist.
oKomplexe Verhaltensweisen, die mehrere Codes erfordern, um sie zu beschreiben, erfordern ein Multi-Level-Kodiersystem. In diesem Fall enthält jedes Ereignis mehrere Codes in unterschiedlichen Klassen (z.B. 'Verbale Äußerung' in der Klasse 'Kommunikation' + 'Therapeut' in der Klasse 'Empfänger' + 'Vage' in der Klasse 'Qualität').
oEin Multi-Level-Kodiersystem erfordert einen hierarchischen Aufbau der Code-Definitionen, welche mit lexikalischen Ketten untereinander verknüpft werden. Diese Art der Code-Definitionen brauchen den Kodiermodus Lexikalisch (post hoc).
Hinweis: Es ist immer einfacher, einzelne Codes im Nachhinein zu kombinieren als aus bereits kombinierten Codes Informationen zu extrahieren.
Wenn Sie am Ende des Kodiervorgangs feststellen, dass, um die gewünschten Informationen zu erhalten, einige Codes kombiniert werden müssen, bietet INTERACT dazu diverse Transformations-Routinen. Hilfreich ist dabei die Funktion Codes zusammenführen oder verschieben.
Anordnung von Codes, Klassen und Datensets
Es gibt immer unterschiedliche Ansichten über die gleichen, noch zu sammelnden Informationen. Die Struktur des Kodiersystems und der Datei-Inhalt hat eine direkte Auswirkung auf die verfügbaren Ergebnisse und umgekehrt. Hier einige Beispielvariationen:
Beobachtungen - Normalerweise wird jede Beobachtungssitzung in einem eigenen DatenSet gespeichert. Lesen Sie Daten strukturieren für weitere Informationen. |
Daten pro Typ - Erstellen Sie eine Klasse (=Spalte) pro Verhaltenstyp (z.B. eine Klasse 'Kommunikation' mit Codes wie 'Verbal', 'Gestik', 'Mimik', 'Keine'), damit Sie sich gegenseitig ausschließende Codes verwenden können. Unterschiedliche Subjekte werden in separaten DatenSets erfasst, einzelne Sitzungen pro DatenGruppe gruppiert. Diese Anordnung bietet Frequenzen und Dauer pro Verhalten pro Subjekt, aber KEINE Überschneidungen/Relationen zwischen den Subjekten! |
Daten pro Subjekt* - Bei einer sehr begrenzten Anzahl von Codes kann auch eine Spalte pro Subjekt funktionieren. Für diese Ansicht erstellen Sie eine Klasse pro Subjekt (Klassen: "Subjekt 1", "Subjekt 2", "Subjekt 3"). In dem Fall werden die benötigten Codes (z.B. 'Hinten', 'Vorne', 'Links', 'Rechts') für alle Klassen benötigt. Ideal wäre auch hier, nur sich gegenseitig ausschließende Codes zu verwenden. Diese Anordnung bietet statistische Ergebnisse pro Verhalten, pro Subjekt UND Überschneidungen/Relationen zwischen den Verhaltensweisen der Subjekte. |
Daten pro Typ und Subjekt* - Diese Anordnung benötigt ein Multi-Level-Kodiersystem und resultiert in mehreren Codes pro Ereignis. Kodiert wird im Kodiermodus Lexikalisch. Sie erstellen dazu eine Klasse 'Subjekt', in dem die Bezeichnungen der Subjekte als Codes eingetragen werden (z.B. 'Subjekt 1', 'Subjekt 2' und 'Subjekt 3'). Zusätzliche Klassen enthalten Verhaltensarten wie 'Kommunikation' (mit Codes wie 'Verbal', 'Gestik', 'Mimik', 'Keine') und Blickrichtung (mit Codes wie 'Hände', 'Tisch', 'Trainer', etc.). Diese Anordnung bietet auf Knopfdruck statistische Ergebnisse pro Verhaltensweise über alle Subjekte hinweg. Auch die Verwendung der State-Space-Grid Analyse ist möglich. Um die Totale pro Verhalten pro Subjekt zu bekommen, können Sie die Funktion Codes zusammenführen oder verschieben verwenden. Um die Summen der einzelnen Verhaltensweisen pro Subjekt zu ermitteln, können Sie Ihre Daten in einen separaten Satz pro Subjekt aufteilen, indem Sie den Umstrukturierungsbefehl Alle Ereignisse gruppieren.... verwenden. Um bestimmte Arten der Interaktion zwischen Subjekten zu analysieren, zeigt Ihnen die State-Space-Grid-Analyse alle Überlappungen für die ausgewählten Klassen auf einen Blick. Für die Kontingenz- und Sequenzanalyse zum Verhalten verschiedener Subjekte müssen die Daten für alle Teilnehmer im gleichen Datensatz vorliegen und Sie brauchen die Routine Move & Combine Codes, um die für Sie interessanten Kombinationen zu erstellen. |
Kombinierte Klassen - Eine weitere Ansicht mit Hilfe eines Multi-Level-Kodiersystems erstellt kontextbasierte Klassen beim Kodieren. Es wird dabei z.B. pro Subjekt und Verhaltenstyp eine Klasse erstellt. So entstehen Klassen wie '1_Blick', '2_Blick', '3_Blick', 1_Bewegung', 2_Bewegung', etc. Am Ende wird es unter Umständen sehr viele Klassen geben, aber da diese automatisch erstellt werden, ist das kein Problem. Die Ergebnisse zeigen alle Resultate pro Verhalten und Subjekt, aber ein Gesamtergebnis pro Verhalten unabhängig vom Subjekt ist nicht auf Knopfdruck verfügbar. Die State-Space-Grid Analyse kann NUR eingeschränkt verwendet werden. Lesen Sie Präfix - Klassen automatisch generieren für mehr Informationen. |
Welche Anordnung von Codes, Klassen und DatenSets mit welchem Kodiermodus für Sie am besten ist, kann leider nicht generell beantwortet und muss vor jedem Projekt erneut untersucht werden.
Wenn Sie Probleme bei der Umsetzung haben, schreiben Sie uns einfach: support@mangold-international.com.
*) Subjekt steht für einen Probanden, ein Testtier oder alles, was sonst beobachtet wird, wie z.B. ein Bereich, in dem Änderungen gezählt werden.